Wissenschaftler haben ein bahnbrechendes Gewebe geschaffen, das die Stärke und Wirksamkeit von Kevlar übertrifft und möglicherweise den persönlichen und militärischen Schutz revolutioniert. Dieses neue Material, das Aramid-Polymere mit präzise ausgerichteten Kohlenstoffnanoröhren kombiniert, bietet eine deutlich leichtere und dünnere Alternative für kugelsichere Westen und andere Schutzausrüstung.

Die Wissenschaft hinter der Stärke

Aktuelle kugelsichere Westen basieren darauf, die Kraft eines Projektils über ein Netzwerk aus starken Fasern zu verteilen. Kevlar, ein in diesen Westen häufig verwendetes Material, besteht aus Aramidpolymeren – langen Molekülketten, die für ihre außergewöhnliche Festigkeit bekannt sind. Unter extremer Belastung können sich diese Polymerketten jedoch verschieben oder „verrutschen“, was den insgesamt gebotenen Schutz einschränkt.

Ein neuartiger Ansatz: Kohlenstoffnanoröhren zur Rettung

Seit Jahren arbeiten Forscher der Peking-Universität in China daran, Materialien zu entwickeln, die noch stärker sind als Kevlar oder Dyneema, ein weiteres Hochleistungsgewebe. Ihr jüngster Durchbruch liegt in der Integration von Kohlenstoffnanoröhren – extrem kleinen, starken, zylindrischen Strukturen – in die Aramid-Polymerketten. Diese Ausrichtung verhindert, dass die Polymermoleküle verrutschen, wenn sie starken Stößen ausgesetzt werden, wodurch ein Stoff mit deutlich verbesserter Festigkeit und Widerstandsfähigkeit entsteht.

„Ultrahohe dynamische Festigkeit und Zähigkeit sind entscheidend für Fasermaterialien, die in Schutzanwendungen verwendet werden, einschließlich kugelsicherer Panzerungen, Fahrzeuge und Flugzeuge“, erklärt Jin Zhang, der leitende Forscher des Projekts.

Überlegene Leistung in Aktion

Dieser neue „hergestellte Verbundwerkstoff aus Kohlenstoffnanoröhren und heterozyklischem Aramid“ (ein einprägsamerer Name ist geplant!) zeigt eine bemerkenswerte Verbesserung gegenüber bestehenden Materialien. Eine einzelne Lage des Gewebes ist nur 0,6 Millimeter dick und kann die Geschwindigkeit einer Kugel, die sich mit 300 Metern pro Sekunde bewegt, auf 220 m/s reduzieren. Entscheidend ist, dass Forscher schätzen, dass nur drei Schichten – eine Gesamtdicke von nur 1,8 Millimetern – ausreichen, um das Geschoss vollständig zu stoppen. Dies ist eine deutliche Reduzierung im Vergleich zu Kevlar, das für den gleichen Schutz typischerweise eine Dicke von mindestens 4 Millimetern erfordert.

Expertenvalidierung und Zukunftspotenzial

Die Innovation wurde von Experten auf diesem Gebiet gelobt. Julie Cairney von der University of Sydney, Australien, bezeichnet die Kombination aus Aramidfasern und ausgerichteten Kohlenstoffnanoröhren als „innovativ“. Sie betont das Potenzial für die Herstellung weiterer neuer Verbundwerkstoffe auf Basis dieses Ansatzes.

„Für den persönlichen und militärischen Schutz könnten diese Materialien für leichtere, effektivere kugelsichere Westen und Rüstungen verwendet werden, was die Sicherheit erhöht, ohne die Mobilität zu beeinträchtigen“, sagt Cairney.

Die Fertigungsstrategie ist auch mit bestehenden Industrieprozessen kompatibel und ebnet den Weg für eine skalierbare Produktion und eine praktische Umsetzung. Dieses neue Gewebe stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Schutzmaterialtechnologie dar und verspricht leichtere, stärkere und effektivere kugelsichere Lösungen für eine Vielzahl von Anwendungen.