Astronauten stehen während der Raumfahrt vor besonderen gesundheitlichen Herausforderungen. Während Strahlenbelastung, Knochendichteverlust und Sehstörungen häufig diskutiert werden, ist die Reisekrankheit ein weniger diskutiertes Problem. Diese beunruhigende Krankheit kann sowohl im Orbit als auch bei entscheidenden Wasserlandungen auftreten und die Sicherheit und den Betrieb der Besatzung beeinträchtigen.

Die meisten Menschen leiden irgendwann unter Reisekrankheit – von Autofahrten bis hin zu Achterbahnfahrten in Vergnügungsparks. Es entsteht, wenn widersprüchliche Signale von unseren Sinnessystemen das Gehirn erreichen. Unser Vestibularsystem, das Bewegung und Gleichgewicht wahrnimmt, stimmt nicht mit dem überein, was unsere Augen sehen oder wie unser Körper aufgrund früherer Erfahrungen Bewegungen erwartet. Dieses Missverhältnis löst Übelkeit und Orientierungslosigkeit aus.

Dies erklärt, warum das Anstarren eines Buches beim Autofahren ein mulmiges Gefühl hervorrufen kann, der Blick aus dem Fenster jedoch hilfreich ist. Ihr Gehirn erhält konsistente Eingaben – es sieht, wie die Welt verschwimmt, wie sie sollte, wenn Sie sich bewegen.

Raumfahrt: Eine ganz neue Ebene sensorischer Zwietracht

Der Weltraum fügt dieser Gleichung eine weitere Ebene der Komplexität hinzu. Im Orbit erleben Astronauten Mikrogravitation – quasi Schwerelosigkeit. Ihrem Vestibularsystem fehlen die üblichen Gravitationssignale der Erde, was zu einem grundlegenden Konflikt mit den tief verwurzelten Erwartungen ihres Gehirns führt.

Dies führt zur Weltraumkrankheit, von der bis zur Hälfte aller Astronauten während ihrer ersten Zeit im Weltraum betroffen sein kann. Die Symptome reichen von Übelkeit und Schwindel bis hin zu Erbrechen und Müdigkeit – und das alles bei der Ausführung komplexer Aufgaben an Bord eines fragilen Raumschiffs.

Zurückkommen: Eine neue Art von Reisekrankheit

Doch die Probleme enden nicht, wenn ein Astronaut zur Erde zurückkehrt. Da Kapseln oft in unruhiges Wasser fallen, müssen sich Astronauten bei der Neugewöhnung an die Schwerkraft erneut einer sensorischen Verwirrung gegenübersehen. Dies wird als terrestrische Wiederanpassungs-Reisekrankheit bezeichnet. Stellen Sie sich vor, Sie würden sich auf Notfallmaßnahmen konzentrieren und gleichzeitig gegen Übelkeit durch ungleichmäßige Wellen und ein wiederkehrendes Gewichtsgefühl kämpfen.

Jenseits von Medikamenten: Eine virtuelle Lösung?

Derzeit verlassen sich die meisten Raumfahrtbehörden auf Medikamente gegen Übelkeit, um die Reisekrankheit während des Raumflugs zu bekämpfen. Allerdings haben diese Medikamente Nachteile wie Schläfrigkeit und die Möglichkeit einer verminderten Wirksamkeit mit der Zeit.

Forscher suchen nach Alternativen, und ein vielversprechender Weg ist die virtuelle Realität (VR). Studien eines Teams von Luft- und Raumfahrtingenieuren legen nahe, dass die Manipulation visueller Eingaben mit VR-Headsets die Reisekrankheit bei Astronauten während Wasserspritzern deutlich reduzieren könnte.

Eine Frontfensteransicht aus einem virtuellen Fenster

In diesen Experimenten wurden die Teilnehmer Bewegungen ausgesetzt, die den Übergang zwischen Schwerkraftumgebungen und rauen Meereswellen nachahmen. Eine Gruppe trug Standard-VR-Headsets, die keine visuellen Bewegungssignale anzeigten – vergleichbar damit, in einem Auto festzusitzen, ohne aus dem Fenster zu schauen. Eine andere Gruppe sah eine virtuelle „Seitenfenster“-Ansicht, die die Welt nachahmte, die sich auf natürliche Weise an ihnen vorbeibewegte, während sie in simulierten Wellen schaukelten. Eine dritte Gruppe erhielt eine anspruchsvollere „Frontfenster“-Ansicht: Diese umfasste sowohl gegenwärtige als auch prognostizierte zukünftige Bewegungen, wie etwa der Blick in die Zukunft auf einem Roadtrip.

Die Ergebnisse waren überzeugend. Die Gruppe ohne visuelle Hinweise litt am stärksten unter Übelkeit und verzeichnete deutlich höhere krankheitsbedingte Abbrecherquoten. Diejenigen mit Sicht aus dem Seitenfenster zeigten eine moderate Verbesserung, aber diejenigen mit Sicht aus dem Frontfenster schnitten am besten ab – etwa 90 % schlossen die simulierte Wellenbewegung ab, ohne vorzeitig anhalten zu müssen.

Ein sichererer Wasserabfluss: Vorteile, die über die Raumfahrt hinausgehen

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Raumfahrtbehörden durch die Verfolgung der Kapselbewegung und deren Projektion auf VR-Headsets, die Astronauten bei Wasserspritzern tragen, die lähmende Reisekrankheit um bis zur Hälfte reduzieren könnten. Im Notfall können diese Headsets schnell abgenommen werden.

Diese Forschung kommt nicht nur Astronauten zugute, sondern hat auch potenzielle Anwendungsmöglichkeiten für alle, die anfällig für Reisekrankheit sind – denken Sie an Passagiere auf langen Flügen, Zügen oder Booten, bei denen es nicht immer möglich ist, aus dem Fenster zu schauen.

Die Suche nach einer arzneimittelfreien Lösung für dieses häufige, aber störende Leiden scheint in der Technologie und in virtuellen Umgebungen vielversprechende Verbündete gefunden zu haben.